Brusttuch
Das „Brusttuch“, ein Meisterwerk alter Baukunst, ist ohne Zweifel das meistbestaunte Patrizierhaus der alten Kaiserstadt.
Der Bauherr Johannes Thiling war ein reiches Mitglied des Patriziergeschlechts. Seine Familie besaß umfangreichen Grundbesitz, dazu Bergwerks- und Hüttenanteile mit den dazugehörigen Holzmarken.
Als nach dem fast einhundertjährigen Niedergang des Bergbaus um 1450 wieder die Förderung mit Gewinnen einsetzte, ermöglichte es der neue Reichtum dem Patriziersohn Jurisprudenz zu studieren und sogar den Magister zu erwerben. Mit dieser Vorbildung war er einige Zeit Stadtsyndikus in Goslar, etwa zur gleichen Zeit, wie sein Haus 1521 und 1526 erbaut wurde.
ach Errichtung seines Hauses wurde der Bauherr in die Kämpfe der Stadt Goslar mit dem Herzog von Braunschweig verwickelt, bei denen seine Hütten zerstört wurden. Außerdem musste er sich auch gegen Anklagen aus der Bürgerschaft wehren, die ihm Münz- und Silberfälschung vorwarfen. Erst 1526 hatte er die Möglichkeit weitere Arbeiten ausführen zu lassen.
Der Name „Brusttuch“
Schon der Name „Brusttuch“ gibt Anlass zu vielfältigen Deutungen. Man spricht von dem Verkaufsstand der Stieker mit kostbar verzierten Brusttüchern, der im Mittelalter hier gestanden haben soll, oder von den Schnitzerein, die wie wertvolle Spitzen den oberen Haussaum schmücken.
Im Prinzip hat man es hier mit einem Hausnamen zu tun, wie er im bäuerlichen Bereich in manchen Gegenden noch heute üblich ist. Anstelle der modernen Numerierung besaß einst jedes Haus einen Namen, der unabhängig von dem jeweiligen Besitzer war. Meist waren die Bezeichnungen von dem Namen oder Beruf des ersten Besitzers oder von den Eigenarten des Grundstückes hergeleitet. So möchte man meinen, dass auch beim „Brusttuch“ der fast dreieckige Grundriss der Bauparzelle zwischen dem Stoben und dem Hohen Weg der Anlass war, einen Vergleich mit dem dreieckigen Brusttuch der Frauen gegen Ende des Mittelalters anzustellen.
Die Innengestaltung der großen Däle sowie der Weinstube wurden in den Jahren geschaffen, sowie in das ehemalige Speichergeschoss die Fremdenzimmer eingebaut wurden. Die beiden großen Gemälde in der Dale stellen zwei Geschichten aus der Goslarer Gründerzeit dar. Es sind „Der Lange Tanz“ und die Zerstörung des Goslarer Georgenbergklosters durch den Braunschweiger Herzog 1527. Das Prunkstück der Restaurationsräume ist die prächtig ausgemalte Weinstube. Besonders hervorzuheben ist, dass es sich in diesem Raum regelmäßig der älteste Stammtisch der Stadt Goslar trifft, der vor über hundert Jahren im Hotel-Restaurant „Das Brusttuch“ gegründet wurde. Seit über hundert Jahren ist „Das Brusttuch“ nun schon Gasthaus und die Schnitzereien an diesem Haus wurden immer wieder bewundert und mit Versen bedichtet.
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