Brauerei Museum
Mit dem alten Brauhaus zu Lautenthal besuchen Sie einen geschichtsträchtigen Ort besonderer Art. Könnte das wohl 400-jährige Gemäuer mit seiner prächtigen Straßenfront und den geschnitzten Sonnenrosetten sprechen, er berichtete vom Stolz und Lebenswillen der Alten; von den Leiden des 30-jährigen Krieges und der Plünderung durch Tilly; von der Fremdherrschaft unter Napoleon wie von den Schrecken des 2. Weltkrieges.
Auf dem Malzboden veranschaulichen die Waagen, der Malzaufzug, die Schrotmühle und alte Mälzereigeräte den ersten Schritt zur Bierherstellung: Lagerung und Bearbeitung der Gerste, um das begehrte Braumalz zu erhalten.
Das Sudhaus, das Herz der Braustätte mit seinen backsteinummantelten eisernen Braugeräten, vermittelt einen Eindruck davon, mit welchem Aufwand unsere Vorfahren aus Malz, Hopfen und dem kristallklaren Harzwasser ihr Bier brauten. Historische Stiche an den Wänden beleuchten die Technik vergangener Zeiten.
Die brauereigeschichtliche Sammlung weist in ihrer Bedeutung nicht nur für Kenner weit über die Region hinaus; denn die seltenen, guterhaltenen Braugeräte, z.T. aus vorindustrieller Zeit, sieht man hier in ihrer originalen Umgebung - als wäre die Zeit einfach stehen geblieben.
Reiche Bestände alter Fachliteratur erweitern die Sammlung. Auch die Einrichtungen im Gär- und Lager-Keller dienten der mühevollen Bierbereitung. Am alten Platz erlauben historische Anlagen zum Kühlen, Filtrieren und Abfüllen des Bieres in Fässer eine Vorstellung vom Arbeitsaufwand der Altvorderen.
Ob für Bier oder Mineralwasser, viele der alten Maschinen zum Reinigen, Füllen und Verschließen der Flaschen funktionierten schon um die Jahrhundertwende. In der Böttcherwerkstatt wurden mit einer Vielzahl von Handwerkzeugen die Fässer repariert.
Auf insgesamt 500m² Ausstellungsfläche mit dem beschaulichen Braumeisterbüro, dem Kühlschiff, der Schmiede und dem Eiskeller ist die Arbeitswelt vergangener Zeiten erhalten.
Lautenthal hatte als ehemals Freie Oberharzer Bergstadt mit den von Herzog Heinrich dem Jüngeren 1538 erstmals verliehenen Bergfreiheiten auch das Braurecht, welches die hier lebenden Bergleute auch als "Reihebrauer" wahrnahmen. Steigender Bedarf führte bereits 1660 zur Gründung einer Braugenossenschaft, die genau 300 Jahre existierte und sich erst als Folge der rasanten technischen Entwicklung 1960 auflöste.
Der Erhalt der alten Braustätte als technisches Denkmal ist Achtung vor der Vergangenheit und sollte Verpflichtung auch für die nachkommenden Generationen sein.